Тибетский терьер на выставке с точки зрения судьи породы,
в то же время также заводчика этой породы: Angela Brüggemann (Германия) питомник
“von Jilong” Der Tibet Terrier auf Ausstellung aus Sicht einer Zuchtrichterin,
die zugleich auch Züchter dieser Rasse ist: Angela BrüggemannGastartikel für die “Tibetaanse Terrier Nieuws Site”, veröffentlicht im Jahr 2006 Screenshot_Bilder_ArtikelAB © TT Nieuws SiteVor nunmehr 16 Jahren, im Mai 1990, war ich das erste Mal auf einer Hundeausstellung. Auf einer großen Zuchtschau für alle Rassen in Berlin habe ich meine erste Tibet Terrier Hündin “Babsi vom Silcherhof” in der Offenen Klasse ausgestellt. Meine Hündin war untrainiert und ich absolut unerfahren und entsprechend gaben wir wohl eher ein etwas lustiges Bild als Ausstellungsteam ab. Wir wurden Dritter von 3 Hunden in dieser Klasse. Babsi bekam jedoch ein ‘Vorzüglich’, was die bestmögliche Formwertnote ist, die man auf einer Ausstellung erhalten kann. Und als Preis bekamen wir sogar eine Goldmedaille! Wir waren unsagbar glücklich und stolz und Babsi trug ihre Medaille den ganzen Tag, sogar noch beim anschließenden Bummel durch die Hauptstadt.
Auch wenn wir an diesem Tag nicht gewonnen haben, zog mich die Ausstellungsatmosphäre und die Spannung vor und während des Richtens in ihren Bann. Ich wollte unbedingt wieder an Ausstellungen teilnehmen. Dies habe ich dann ab 1991 mit Babsis Tochter Andscha, einer Hündin aus unserem 1. Wurf, getan. Ich habe die Kleine bereits als Welpe und Junghündin trainiert, so dass sie lernte, still auf den Tisch zu stehen, ihre Zähne kontrollieren zu lassen und ohne zu ziehen an der Vorführleine zu laufen. So perfekt vorbereitet startete ich mit Andscha in die Ausstellungssaison. Wir haben einige wirklich sehr gute Bewertungen bekommen, vielleicht auch ab und zu eine Platzierung, aber gewonnen haben wir nie. Verstehen konnten ich das anfangs gar nicht so recht, hatte ich doch das hübscheste Tibet Terrier Mädchen an der Leine. Woran konnte es also liegen? Dies lies mir keine Ruhe….
Herr Bracksieck, damals erster Vorsitzender unseres Zuchtvereins (KTR), hat das wohl bemerkt, nahm mich zur Seite und hat versucht mir zu erklären, worauf er als Zuchtrichter beim Richten achtet und was ein Hund mitbringen muss, um wirklich ein Klassehund seiner Rasse zu sein. Das bedeutete in erster Linie, sich mit dem Rassestandard für Tibet Terrier auseinander zusetzten und vor allem viele Hunde von anderen Ausstellern und Züchtern anzufassen, um den Körperbau nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis zu studieren. Das ist ganz wichtig, um z.B. den Zusammenhang von Körperkonstruktion und Bewegungsablauf zu verstehen.
Also fasste ich mir ein Herz und fragte andere Aussteller am Ringrand, ob ich ihre Hunde einmal anfassen könne und ließ mir von erfahrenen Züchtern erklären, was der Unterschied einer zu steilen Schulter zu einer gut zurück gelegten Schulter ist, was eine gute Winkelung der Hinterhand bedeutet, was der Unterschied zwischen Vorbrust und Brusttiefe ist, wie ich erkennen kann, ob die Ellenbogen am Brustkorb die korrekte Abstützung finden, wie die typische Hals-Rückenlinie beim Tibet Terrier ausschaut, und wie ich die leicht gewölbte Lendenpartie erkennen kann. Wenn man viele verschiedene Hunde anfasst kann man sehr gut feststellen, wie sich ein kompakter und knochenstarker Körper anfühlt (ohne dabei grob zu sein), im Unterschied zu fein-knochigen und damit einhergehend oft zu schmal gebauten Hunden mit zu wenig Substanz, was nicht dem Standard entspricht.
Natürlich habe ich bei dieser Gelegenheit den “Profis” über die Schulter geschaut, wie sie bei ihrem Tibet Terrier das Haarkleid pflegen, kämmen und ihnen den ‘letzten Schliff’ geben, bevor sie in den Ring gehen. Leider sah ich dabei auch so manche Übertreibungen und ich wusste nicht, bin ich jetzt auf einer Hundeausstellung oder einem Friseurwettbewerb. Natürlich möchte auch ich einen super gepflegten Hund im Ausstellungsring präsentieren bzw. präsentiert bekommen, aber einen “in Form” geschnittenen und modellierten Tibet Terrier auf keinen Fall. Das passte, und passt bis heute, nicht in mein Bild von einer robusten und ursprünglichen Rasse aus Tibet. Lassen sie sich also nicht “verführen” von einem Zuviel an Haarstyling, aber seien Sie auch keinesfalls zu nachlässig damit! Ein zu wenig gepflegter Hund mit abgerissenen, trockenen und schmutzigem Haar, das vielleicht noch einigen Verfilzungen hat, gehört nicht in den Ausstellungsring. Der für die Bewertung sehr wichtige Gesamteindruck ihres Hundes leidet hierunter sehr. Wir Richter können nicht beurteilen, wie ein Hund aussehen könnte, sondern müssen ihn so bewerten, wie wir ihn genau an diesem Tag präsentiert bekommen. Mit den Worten “In bester Ausstellungskondition vorgestellt” beschreiben wir einen Hund, der sich gelassen und souverän im Ring zeigt, dabei fit und gut bemuskelt ist und ein natürlich schönes und gut gepflegtes Haarkleid hat.
Wie schon erwähnt, musste ich lernen, dass es nicht ausreicht, das der Hund stillstehen und frei an der Vorführleine laufen kann. Sie müssen ihren Hund im Stand auf dem Boden und dem Richtertisch präsentieren können, und zwar so, dass ihr Hund viel Ausstrahlung hat und durch sein Auftreten zu einem Blickfang wird. Stellen Sie sich vor, sie beobachten zwei gleich gut aussehende junge Damen auf dem Laufsteg. Die eine bewegt sehr natürlich und selbstsicher, mit aufrechtem Oberkörper, Spannung im Körper, leicht gehobenen Kopf. Sie bewegt sich nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam, ihre Schritte wirken sehr harmonisch und grazil. Die andere lässt die Schultern hängen, ihre Körperhaltung ist schlaff und ihr Gang wirkt schlaksig und die Arme lässt sie einfach baumeln… Was meinen Sie? Bekomme beide von der Jury eine gleich gute Bewertung? Oder würde die eine Kandidatin doch besser abschneiden als die andere???
Bei unseren Hunden ist das sehr ähnlich. Sie müssen lernen, ihren Hund zu seinem Vorteil zu präsentieren. Wenn er gerade Vorderläufe hat, dann sollte er vorn gerade stehen, und nicht die Beine überkreuz oder durchgebogen. Wenn er eine elegante Halslinie hat, dann kann man dies nur sehen, wenn er aufmerksam ist und den Kopf nach oben hält, so als hätte er gerade in der Ferne ein Reh erblickt. Eine solche Körperhaltung haben sie bei ihrem Hund sicherlich schon draußen beim Spaziergang beobachtet. Dabei ist der ganze Körper angespannt, die Rückenlinie fest und eben, nicht aufgezogen oder durchhängend, und die Hinterläufe sind leicht nach hinten ausgestellt. Beobachten sie ihren Hund jeden Tag erneut beim Spiel und beim ihren Spaziergängen. Trödelt er herum und schnüffelt an jedem Grashalm, träumt er gerade nur beim Laufen oder hat er gerade etwas “im Visier”. Seine Körperhaltung und seine Bewegung wird der Situation entsprechend immer unterschiedlich sein, mal ganz locker und schlaksig mit kleinen Schrittchen, mal angespannt und motiviert mit großen kraftvollen Schritten, so als wolle er allen zeigen: “Hier bin ich und ich werde die Welt im Sturm erobern!”.
Versuchen sie dies im Ausstellungstraining umzusetzen. Manchmal werden über Hundeklubs spezielle Ringtrainings angeboten. Wenn ja, sollten sie dies auf alle Fälle nutzen. Oder sie fragen erfahrene Aussteller, ob sie ihnen beim Training helfen können. So können Fehler im Stand korrigiert werden und man kann gemeinsam besprechen, in welcher Geschwindigkeit der Hund das beste Gangwerk zeigt.
Für mich ist das Gangwerk eines der wichtigsten Kriterien beim Richten. Ein geschickter Handler kann seinen Hund im Stand super aufbauen, mit dem langen Haarkleid unserer Tibet Terrier kann so manch kleiner Fehler in der Körperkonstruktion überspielt werden. Das sieht oft sehr beeindruckend aus. Aber es zählt, ob der Hund in der Bewegung hält, was er im Stand versprochen hat. Das Gangwerk des Tibet Terriers ist einzigartig: es ist kraftvoll und bärenhaft mit einer großen Reichweite in der Vorhand und guten Schub aus der Hinterhand. Er entwickelt in der Bewegung einen Takt und hält diesen gleichmäßig über eine lange Zeit, scheinbar ohne jegliche Kraftanstrengung. Kurze Schritte, rasch und wenig kraftvoll sind nicht korrekt. Manche Vorführer versuchen Schwächen im Gangwerg zu überspielen, in dem sie mit ihrem Hund in High-speed durch den Ring rasen. Das sieht zwar auf den ersten Blick sehr eindrucksvoll und showy aus, ist für unsere Rasse absolut untypisch.
Hiermit komme ich nun zum wichtigsten Punkt: RASSETYP Dabei steht Rassetyp nicht nur für einen typischen Kopfausdruck, wie oft angenommen wird. Meine Richterberichte beginne ich damit, den rassetypischen Gesamteindruck des Hundes zu beschreiben. Dazu gehören korrekte Körperproportionen, eine quadratische Silhouette, ein kompakter und kräftiger Körper, die großen flachen Pfoten, das doppelschichtige Haarkleid von fester Struktur und guter Fülle. Der rassetypische Ausdruck des Kopfes ist trotzdem eines der wichtigsten Merkmale unserer Rasse. Da gibt es für mich auch keine Kompromisse. Geht der Rassetyp einmal verloren, kann man ihn nicht mehr zurückholen. Zu lange und schwache Fangpartien mit schmalen Kiefern und fliehendem Kinn, zu wenig Stop, zu lang gestreckte Oberköpfe und eng stehende kleine Augen sind fehlerhaft und verfälschen der einmaligen rassetypischen Ausdruck unserer Tibet Terrier.
Doch nun noch einmal zurück zu mir. Wie ging es nach Andscha weiter? Meine Züchterfreunde beantworteten mir immer geduldig all meine Fragen und so lernte ich mehr und mehr über die Tibetischen Rassen. Mit der Hündin “Torma-Jilong von Lu-Khang” und einem Sohn von Andscha “Che-ba skar von Jilong” hatte ich ab 1993 zwei überaus erfolgreiche Hunde. Sie prägten mein Bild von der Rasse und mit ihnen lernte ich auch meine Hunde richtig auszustellen. 1994 kamen noch die Hündinnen “Tarsangri Fea-Jilong”, und aus Schwedischer Zucht “Tzanh-Poh’s E-la Pra-mo” hinzu. Auch sie waren sehr erfolgreich und sind die “Foundation Dogs” meiner TT Zucht “von Jilong”. 1995 begann ich die Ausbildung zur Spezialzuchtrichterin für die 4 Tibetischen Rassen, welche ich 1997 erfolgreich abschloss. Tibet Terrier habe ich seitdem, außer in Deutschland, in Schweden, Finnland, Dänemark, Holland und in diesem Jahr in den USA gerichtet.
Ich wünsche mir sehr, dass auftretende Tendenzen in der Veränderung des Rassetyps unserer Tibet Terrier sich nicht zu stark durchsetzen und damit das Erscheinungsbild unserer Hunde wesentlich verändert wird. Hier sind auch die Zuchtrichter gefragt. Sie haben entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung einer Rasse und sie haben eine starke Verantwortung bei der Bewahrung des korrekten Rassetyps. Modetrends und zu starke Veränderungen in Typ dürfen nicht einfach toleriert oder mit einem Ausstellungssieg eventuell honoriert werden. Langjährige erfahrene Züchter, die genau wissen, welchen Rassetyp sie züchten wollen, werden ihren Weg sicherlich weiter gehen, egal welche Hunde im Ring ganz vorn platziert werden. Aber es gibt auch Züchter, die züchten was Erfolg hat, denn Gewinnen ist für sie der Lohn ihrer Zuchtarbeit. Auch Jungzüchter mit noch nicht so viel Erfahrung können so nicht herausfinden, was korrekter ursprünglicher Rassetyp ist. Sie gehen davon aus, dass die Siegerhunde auch die besten Vertreter ihrer Rasse sind und orientieren sich ganz klar an den Ausstellungsergebnissen. Züchter, Aussteller, Zuchtrichter und die Zuchtvereine müssen sich daher ihrer Verantwortung für die Rasse bewusst sein und gemeinsam immer daran arbeiten, nicht für den persönlichen Erfolg einzelner zu arbeiten sondern für unsere wunderbaren Tibet Terrier!